Energieholz – Ein neuer Sektor in der Forstwirtschaft
Kurzumtriebsplantagen
Energiewälder, auch Kurzumtriebsplantagen (KUP) genannt, sind Anpflanzungen mit in der Jugend raschwüchsigen Baumarten zur Erzeugung von Hackschnitzeln.
Diese Plantagen werden in der Regel auf landwirtschaftlich genutzten Flächen begründet. Die Begründung ist auch auf ehemaligen Halden oder ungenutztem Ödland grundsätzlich möglich. Doch auch hier gilt der Grundsatz: Ein guter Boden bringt einen guten Ertrag!
Meist werden in Energiewäldern Kreuzungen verschiedener Pappelarten verwendet (sogenannte Pappelhybride), aber auch Weiden und Robinien. Die gängigste Art der Begründung wird mit Stecklingen vorgenommen, die Verwendung wurzelnackter Pflanzen ist ebenfalls möglich.
Begründung
Zu beachtende Kriterien vor Begründung einer KUP:
- Kurzumtriebsplantagen sind nach Art. 16 Abs. 1 BayWaldG erlaubnispflichtig, d.h. vor ihrer Begründung muss eine Erstaufforstungsgenehmigung beim zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eingeholt werden.
- Bei der Begründung einer KUP sind gewisse Grenzabstände einzuhalten; diese werden in der Erstaufforstungsgenehmigung festgeschrieben.
- Eventuell vorhandene Drainagen sind zu berücksichtigen, da diese durch das Wurzelwerk der Energiehölzer verstopft und langfristig unbrauchbar werden können.
- In direkter Nähe zu Gewässern besteht die Gefahr von Fraßschäden durch Biber.
- Verbissgefährdung durch Schalenwild: besonders in den ersten Monaten nach Ausbringung der Stecklinge; bei hohen Wildständen ist die Errichtung eines Schutzzaunes erforderlich.
Die Abfolge der Maßnahmen zur Begründung einer KUP ist in der Regel wie folgt:
- Ausbringung eines Totalherbizides im Spätsommer
- Tiefes Pflügen (ca. 30cm) im Herbst mit anschließender Frostgare
- Eggen der Fläche
- Ausbringung von ca. 5.000 bis 8.000 Stecklingen pro Hektar im anschließenden Frühjahr (Pappel 6.000, Weide 8.000)
- Der Pflanzverband sollte auf das Ernteverfahren abgestimmt werden
- Ausbringung eines Vorauflaufmittels bzw. Ausmähen der Fläche, besonders in den ersten Wochen
- Kontrolle auf Wildverbiss bzw. Mäusefraß
Erträge
Durchschnittliche Ertragserwartungen liegen nach bisherigen Erfahrungen bei 8-10 t atro (trocken) pro Hektar und Jahr. Das entspricht in etwa einer Menge an Heizöl von ca. 4.000 Litern.
Eine Nutzung der Kultur nach der ersten Begründung ist nach derzeitigem Wissensstand über einen Zeitraum von ca. 30 Jahren möglich.
Ernte
Man erntet diese Flächen für gewöhnlich alle vier bis sechs Jahre ab, jedoch max. nach zehn Jahren (BayWaldG).
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine KUP zu ernten: von der reinen händischen Aufarbeitung mit Motorsäge und handbeschicktem Hacker bis hin zu hochmechanisierten Ernteverfahren mit Gehölzmähhäckslern. Dabei nehmen die Kosten der Erntemaßnahme mit zunehmendem Mechanisierungsgrad drastisch ab.
Bester Erntezeitpunkt ist außerhalb der Vegetationszeit, also im Januar oder Februar, da zu diesem Zeitpunkt die geringste Feuchtigkeit im Holz vorherrscht (ca.50%). Falls die erzeugten Hackschnitzel für eine kleinere Anlage bestimmt sind, empfiehlt sich ein sog. gebrochenes Arbeitsverfahren: Das heißt, die Energiehölzer werden in den Wintermonaten geerntet und anschließend zwischengelagert. Das Hacken nimmt man dann im ausgehenden Sommer vor. Dadurch nimmt der Wassergehalt der erzeugten Hackschnitzel auf etwa 20-25% ab.
Wiederherstellung der Fläche
Falls nach einer bestimmten Zeit eine erneute landwirtschaftliche Nutzung der Fläche angestrebt wird, ist das ohne weiteres möglich.
- Einsatz einer Stockfräse mit anschließendem Fräsen auf etwa 30cm Tiefe
- Ausbringung einer stickstoffzehrenden Saat
- Zweimaliges Mulchen der gesamten Fläche über eine Vegetationszeit hinweg
- Ausbringung von einkeimblättrigem Saatgut, z.B. Weizen, im ersten Nutzungsjahr
Weiterführende Informationen
finden Sie in den Merkblättern der LWF Bayern:
LWF Merkblatt Nr. 19 – Anbau von Energiewäldern
LWF Merkblatt Nr. 12 – Der Energieinhalt von Holz und seine Bewertung